Glen Grant 1954, 40%, Gordon & MacPhail
Rare Vintage Series
destilliert: 1954
abgefüllt: Januar 2006
nicht gefärbt, kühlfitriert
Sample: Gordon & MacPhail
Verkoster: Silvia Behrens, Bernhard Rems
Nase: Druckvoll mit gekochten dunklen Früchten, roten Beeren, aber auch Apfelkompott mit seiner feinen Säure, untergemengt Noten von altem, poliertem Holz, Bücherrücken in der Sonne, angefeuchteter Zigarettentabak. Mit der Zeit setzt sich die Fruchtigkeit immer stärker in den Vordergrund, jetzt mit Erdbeermarmelade, Maraschinokirsche, mit einem Hauch warmer Kondensmilch. Die Nase erzählt von Reife und Alter.
Gaumen: Weiche Süße flutet auf die Zunge, dann aber schnell ein Ton von altem Holz, glattes, warmes Leder, Tabaknoten, dezent bitter wie ein Dash Pampelmusensaft, an den Wangen ein Gefühl wie zerbissene Traubenkerne. Darunter Rumfrüchte, leicht pfeffriger Eindruck.
Finish: Abtrocknend, endlos lang. Das Holz teilt sich mit. Die Früchte halten sich anfangs eher im Hintergrund, stellen sich mit der Zeit aber stärker ins Rampenlicht.
Alles in allem: Die Nase ist sensationell, am Gaumen zeigt er nicht ganz die Fruchtigkeit, die er in der Nase verspricht. Alles an ihm erzählt von Reife, von Alter, ohne dabei müde zu wirken, und der Charakter ist sehr distinguiert, besonders im Finish. Für das perfekte Vergnügen hat er aber für uns schon etwas zu viel vom Holz mitgenommen. Darum knapp kein „Spitzenklasse“, aber ein ganz dickes „Sehr Gut“.
Seit 2016 verzichten wir in unseren Tasting Notes auf numerische Bewertungen und geben unseren Eindruck nur mehr über die Beschreibung wieder. Wir tragen damit unserem Gefühl Rechnung, dass man mit einem starren Punkteschema Vergleiche forciert, die den Whiskys nicht gerecht werden. PS: Wir haben Geschmack. Unseren. Nicht Ihren. Unsere Verkostungsnotizen sind also kein richterliches Urteil, sondern unser persönlicher Eindruck.