Freitag, 22. November 2024, 00:16:06

Wir verkosten: Port Charlotte 2003/2015 12yo, 56%, whic.de

[alert type=white]Port Charlotte 12yo, 56%, whic.de
Hogshead #660, 180 Flaschen

Destilliert 07.07.2003
Abgefüllt 01.09.2015
nicht gefärbt , nicht kühlfiltriert
Sample: whic.de 
Verkoster: Reinhard Pohorec[/alert]

Es heißt ja immer: „the proof is in the pudding“, oder besser noch, „in the eating of the pudding“.

Nun, bei Whiskyexperts haben wir uns eher dem flüssigen Genuss verschrieben – doch Pudding hin oder her: bei diesem Single Malt häufen sich die kraftvollen Schlagworte am Etikett, die Zeichen stehen auf Sturm:

Bruichladdich, heavily peated, Port Charlotte, Fassstärke, knackige zwölf Lenze. Geben tut es von der Preziose genau 180 Flaschen, Nachschub? Fehlanzeige.

Also dann doch proof is in the tasting…

Nase: der Wolf im Schafspelz, fast verhalten im ersten Duft, Vanille, Sellerie, grün aber auch die ganze Knolle, saftig, dann mischt der salzig-jodige Eindruck die Szenerie auf, Olivenlake, Gurkerlwasser und mixed pickles, unreife Kochbanane, Kurkuma und etwas Fenchelsamen, immer im Spiel mit einer säuerlich gelbfruchtigen Anmutung, welche wiederum von der vanilligen Pudding (HA! Da ist er wieder) Note umhüllt wird, mit ein paar Minuten im Glas kleidet sich der Malt ganz nonchalant in dunklere Gewänder, es kommt Nougat dazu, Haselnusscreme und geröstete Makadamia, Butternusskürbis mit einem Touch Anis, sehr interessante, vielfältige Nase mit einer Regenbogenpalette an Düften, würzig, frisch durch Zitrusakzente, mit unterlegter Süße.

Gaumen: fesselnd, kraftvoll, mit einer überbordenden Würze von schwarzem Pfeffer, etwas Chilischote, auch die fruchtig-rotbeerigen Assoziationen dazu, etwas laktil, Heublumen umschmeichelt von Buttermilch, Mandelcreme und Lapsang Souchon, erdige Bitternoten, glimmende Holzscheiter, kein Selchfleisch sondern die gesamte Räucherkammer, wieder grünlich frisch, etwas Süße zur Balance, Belperknolle, Safran, dann noch einmal Lemon Sherbet und Kokos.

Finish: die kompakte Note am Gaumen verliert leider etwas ins Finish, es fehlt die Stringenz und Konzentration, die Noten bleiben zwar da, stehen aber ein bisschen neben sich, mal ist da noch ein Touch Zitrus, die Pfefferschärfe, bisweilen eine Idee Süße, recht bald aber klingt der Malt aus, der letzte Druck fehlt etwas und mag manch große Erwartung der Nase und auch des Gaumens unbefriedigt zurück lassen, dennoch: Raunzen auf hohem Niveau

Alles in allem: ein toller, wuchtig rauchiger Malt, perfekt für die kalte Jahreszeit und die finsteren Stunden vorm Kamin. (An dieser Stelle sei ganz beiläufig erwähnt, dass der Autor kein großer Befürworter von übertriebenen Klischee Bildern ist – die Frische des Port Charlotte macht sich sicher auch im Frühjahr und auf der Sonnenterasse vortrefflich!).

Besonders die Nase hat richtig viel zu bieten und vermag den geneigten Genießer stundenlang zu beschäftigen. Lediglich die knackige Schärfe am Gaumen und das recht kurze Finish können die auftrumpfenden Düfte nicht ganz mittragen.

Kurzum: aufmachen, trinken, teilen, Spaß haben. Ein sehr gutes Gut.

Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec

Whicpc12

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