Freitag, 11. Oktober 2024, 19:37:17

Wir verkosten Standards: Glenlivet 15y French Oak Reserve

Nun, was soll man zu Glenlivet groß sagen – meist getrunkener Single Malt in den United States, zweit meist getrunkener Single Malt weltweit! Die Destillerie war die erste Neugründung nach dem Exise Act von 1823 und die Qualität und Reputation des Whiskys war im 19. Jahrhundert so groß, dass sogar andere Brennereien sich den Beinamen Glenlivet gaben.

Der 12y ist heute der Einstiegslevel in die Welt Glenlivets, 15y French Oak Reserve – hier verkostet und beschrieben – sowie der 18y, Nadurra, Archive 21y und 25 XXV gehören ebenfalls zur „Classic Range“.

Das Warehouse von Glenlivet
Das Warehouse von Glenlivet

Für viele Genießer stellt Glenlivet, sei es 12y oder 15y, neben Glenfiddich zumeist den Anfang einer spannenden Whisky-Entdeckungsreise dar. Oftmals entwickeln sich Geschmäcker und Trinkgewohnheiten, Präferenzen nehmen Gestalt an, und manche Liebhaber vergessen später einmal vielleicht auf die Wurzeln und belächeln populäre Standardabfüllungen mit 40% vol. Alkohol.

Genau diesem Umstand soll mit einer Reihe von Verkostungen eben dieser Whiskys Rechnung getragen werden, und die Standards sollen neu entdeckt werden. Es ist äußerst spannend zu sehen, in welchem Licht man einen Malt verkostet, zu dem man nach vielen neu entdeckten und vielleicht ungewöhnlicheren Drams zurückkommt.

 

Glenlivet 15y French Oak Reserve, 40% vol. 

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Der 15y French Oak Reserve wird teils in französischer Limousin Eiche gelagert, ein Holztyp der in der Wein- und Cognacwelt sehr beliebt ist und für würzig komplexe Noten von Dörrfrüchten und eine subtile Holznote verantwortlich zeichnet. Somit ist dieser Whisky ein kleiner Schritt weiter vom 12y, zeigt etwas mehr Fülle und Vielfalt und bildet außerdem eine interessante Gegenüberstellung zu dem Nadurra in Fassstärke, der ein sehr ähnliches Alter aufweist.

Nase: fruchtig frische Getreidetöne, Zitrus, etwas tropische Früchte, Mango und Papayas, Avocado, heller Blütenhonig, Grapefruitzeste, gelber Apfel mit etwas Pfefferwürze, Zimtstange und Minze, holziger Unterton, etwas blättrig, trocken, Cola, Estragon, mit Zeit kommen erstmalig etwas dünklere Reifearomen, etwas Karamell, Ristretto und auch frische Kaffeebohnen, Malzkaffee und dunkler Kakao, ein leise glimmendes Holzspänchen mit Wasser (äußerste Vorsicht, dieser Whisky braucht eigentlich wenig bis gar kein Wasser) mehr Würze, auch die Kräuternoten kommen verstärkt zu tragen, das Eichenholz gewinnt die Oberhand, etwas Leder.

Gaumen: gelbfruchtig, cremig buttrig, filigraner Körper, etwas Vanille, Butterbrot, dann wieder die sanften Apfel- und Zitrustöne, unaufdringlich, charmant, weißer Pfeffer, dem trockenen Beginn folgt ein süßlich werdender Mittelbau, Honig und Cerealien, kräutrig, wieder frische Minze, etwas Petersilie, balanciert, die französische Eiche sehr dezent untermalend. Auch am Gaumen macht sich das Wasser mit mehr trockenen Akzenten und würzigeren Ausrufezeichen bemerkbar, straffer, adstringierender.

Finish: mittellanger Abgang mit Süße, etwas Würze und cremig blumigen Zitrusvanille- und Getreideakzenten, lieblich, schmeichelnd, rutscht ein wenig durch

Alles in allem: ein „braver“, samtig weicher Whisky, getragen von getreidigen leicht süßlichen Cerealiennoten, etwas Würze von weißem Pfeffer, aber die neue französische Limousin-Eiche ist nie vordergründig sondern dezent und fein verwoben, der 15y French Oak Reserve schreit nie hier, ist nicht laut oder brutal, sehr fein und filigran, leicht antrinkbar und eher für die Nachmittagsstunden oder Pre Dinner!

Verkoster: Reinhard Pohorec arbeitet zur Zeit als Bartender in London und beschreibt sich selbst als leidenschaftlicher Whiskygenießer. Er hat sich in seinem Berufsfeld auf den Purbereich und Whiskys spezialisiert und ist für whiskyexperts als freier Kolumnist tätig.

3 Kommentare

  1. Für meinen Geschmack steht er knapp vor dem 12er, aber doch recht weit hinter dem 18er – mein persönlicher Favorit von Glenlivet ist jedoch der Nadurra. Ich habe alle diese 4 im Schrank und schon mehrfach direkt verglichen – “gut” sind sie für meine Begriffe alle und eine willkommene Abwechslung zu meinen bevorzugten “Hebriden-Rauchern”.

  2. Den habe ich zum ersten mal direkt bei Glenlivet probiert. Mir schmeckt er….

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