Eine Reise nach Skye ist immer mit der Aussicht auf Regen verbunden. Und während es bei unserem Besuch zunächst auf der Ostseite Schottlands noch sonnig war, setzte pünktlich beim Wechsel in die Westhälfte in Richtung Skye dieser Regen ein, der für dieses stimmungsvolle Bild des Eilean Donan Castles sorgte:
Die Reise hatten wir angetreten, um die Destillerie Torabhaig auf der Insel Skye zu besuchen – die zweite dort neben der Brennerei Talisker – und die beiden könnten, abgesehen von ihrer gemeinsamen Heimat, nicht unterschiedlicher sein: Talisker im Norden und eine Diageo-Brennerei mit langer Tradition und massigem Marketing-Budget, Torabhaig im Süden eine kleine Brennerei in privater Hand und erst vor kurzem entstanden.
Aber weil wir von Tradition reden: Die hat Torabhaig eigentlich auch, denn die Destillerie entstand 2017 auf den Resten eines alten Bauernhauses, oder besser gesagt: Mit den Resten, denn kein Stein durfte dort aus Denkmalschutzgründen verloren gehen, kein Fenster versetzt und keine Türe neu eingebaut werden.
Nach gut vier Stunden Fahrt von Inverness kam die kleine Gruppe, die die Reise auf Einladung des österreichischen Importeurs Schlumberger antrat, in der Destillerie an – schon auf der Fahrt von Global Sales Director Bruce Perry bestens betreut.
Nach dem Abladen des Gepäcks und eines herrlichen Abendessens im lokalen Pub des nahegelegenen Ortes gab es dann noch eine Führung durch die nächtliche Destillerie.
In das denkmalgeschützte Gebäude musste alles nach Maß eingepasst werden – alles ist eng, aber gleichzeitig auch heimelig und trotz (natürlich) neuer Gerätschaft von einer erlebbaren Ursprünglichkeit. Die Washbacks stehen so, dass man sich durch sie durchschlängeln muss, die Stills ducken sich unter dem Dach.
Hier noch Bewegtbilder der selben Location vom nächsten Morgen:
Global Sales Director Bruce Perry zeigte sich während seiner Führung als auch im Produktionsprozess bestens bewandert und musste eigentlich keine Frage, so nerdig sie auch gewesen sein mag, unbeantwortet lassen.
Bei den Stills täuscht der Eindruck nicht: Die Arme zum Kondenser senken sich – eine Entscheidung, die einen öligeren und kräftigeren Spirit ergibt.
Und noch besser in diesem Video:
Der Spirit Safe der Brennerei:
Was man hier im Glas sieht, ist das Kupersulfat, das bei der Whiskyproduktion entsteht und bei vielen Brennereien auch im Spirit Safe zu sehen ist:
Hier noch ein abschließender Blick in den Raum, in dem die beiden Tanks für den Spirit stehen:
Der nächste Tag begrüßte uns dann mit besserem Wetter und jeder Menge schöner Möglichkeiten, die hübsche Brennerei abzulichten. Auf dem Programm stand zunächst eine reguläre Führung, die im Besucherzentrum ihren Ausgang nahm – eine gute Gelegenheit zu sehen, wie man als ganz regulärer Besucher in der Brennerei empfangen und betreut wird. Und da bleibt nicht mehr als zu sagen: In jeder Hinsicht perfekt.
Torabhaig steht im Besitz der Mossburn Distillers, und die produzieren neben dem Whisky aus der Destillerie auch Blends mit einem unserer Meinung nach wirklich ausgezeichneten Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Es sind hervorragend ausgewogene Whiskys, die man gemütlich genießen kann.
Neben Gerste und Hefe sowie – im Fall von Torabhaig – Torf ist Wasser die erste und für viele wichtigste Zutat für Whisky, bestimmt es doch durch seine Eigenschaften die Qualität wesentlich mit. Bei Torabhaig ist man gleich mit zwei Wasserquellen „gesegnet“, und zu beiden führte uns Bruce Perry nach dem Destillerierundgang.
Zunächst gibt es einen Speichereich, der von beiden Quellen gespeist wird. Wir haben ihn vom Anstieg zur ersten Wasserquelle fotografiert. Im Hintergrund Caisteal Chamuis, auch als Knock Castle bekannt, Namensgeber des Blends von hier und ehemaige Wehrburg des Clans MacDonalds.
Wenn Sie das Panoramabild betrachten, findet sich das Bächlein, aus dem das Wasser gesammelt und entnommen wird, links, und ebenfalls links, aber noch unterhalb der Brennerei, der Bach, der als zweite Wasserquelle fungiert. Die andeutungsweise Braunfärbung des Wassers rührt vom torfigen Untergrund von Skye, und man sieht sie auch im Trinkwasser. Geschmacklich ist das allerdings nicht zu bemerken:
Apropos Torf: Torabhaig verwendet keinen Torf von Skye, weil dies aus wirtschaftlicher Sicht und Gründen der Nachhaltigkeit nicht sinnvoll wäre. Man müsste hier Torf abbauen und in die Mälzerei auf dem Festland senden – also verwendet man den für die Mälzerei lokalen Torf.
Nach dem Besuch der Wasserquellen ging es dann zu Fuß zum Caisteal Chamuis. um dort – sozusagen am Originalschauplatz – den Blend zu verkosten. Und dort schmeckt er bekanntlich gleich doppelt so gut. Lassen wir einfach einige Bilder von unserem Weg dorthin kommentarlos wirken…
Das letzte Bild ist übrigens schon vom Lagerhaus aus aufgenommen, der letzten Station unseres Besuchs (bevor wir noch eine kleine Rundfahrt durch den südlichen Teil von Skye unternahmen). Es liegt, wie man sehen kann, direkt an der Bucht und ist als klassisches Dunnage Warehouse, also mit Schotterboden und liegenden Fässern gebaut – auch hier achtet man die Tradition.
Sprechen wir noch einmal über den Whisky selbst: Torabhaig torft ausgesprochen stark (bis zu 75ppm), aber man bemüht sich im ganzen Produktionsvorgang und in der Reifung, diesen Torf so einzubinden, dass er die anderen Geschmacksnoten unterstreicht und nicht überlagert. Sehr schön zu sehen ist das am neuen, vor kurzem erschienenen Torabhaig Allt Gleann Batch Strength, der mit starker Torfung und starken 61,1% vol. Alkoholstärke in die Flasche kam.
Uns beeindruckte er durch seine Ausgewogenheit und das reife Erscheinungsbild, das wohl auch der Produktionsphilosophie von Torabhaig zu verdanken ist. Aber auch die „normalen“ Abfüllungen zeugen von deren hoher Qualität, die die Whiskys aus der zweiten Destillerie auf Skye besonders macht.
Zum Abschluss vielleicht noch ein paar Bilder von Skye selbst – weil Landschaft und Whisky im Glas dann doch irgendwie zusammenkommen und eine Geschichte erzählen, eine Geschichte von der Insel der Berge, der Wolken, des Wassers und des Lichts…